Ausserordentliche Kündigung im Fitnessstudio: Das müssen Sie beachten
Ein Vertrag mit einem Fitnessstudio ist in der Regel auf mehrere Monate oder sogar Jahre angelegt – weil Studios ihre Angebote meistens über Laufzeitmodelle finanzieren, dadurch eine wirtschaftliche Planungsgrundlage bekommen und gleichzeitig langfristige Trainingsziele ihrer Mitglieder unterstützen wollen. Die Mitglieder selbst stellt diese langfristige Vertragsplanung aber manchmal vor Herausforderungen. Was, wenn Sie plötzlich krank werden, umziehen oder aus anderen Gründen nicht mehr trainieren können? Gilt dann das normale Kündigungsrecht – oder besteht die Möglichkeit, den Vertrag vorzeitig zu beenden? Die sogenannte ausserordentliche Kündigung greift genau in solchen Fällen. Sie erlaubt es, einen Vertrag aus wichtigem Grund zu beenden – unabhängig von der vereinbarten Laufzeit.
Was ist eine ausserordentliche Kündigung – und wann ist sie zulässig?
Manchmal ändern sich die Lebensumstände schneller, als ursprünglich geplant. In genau solchen Situationen stellt sich die Frage: Muss ich weiterhin zahlen, obwohl ich das Fitnessstudio gar nicht mehr nutzen kann oder habe ich das Recht, den Vertrag vorzeitig zu beenden? Die Antwort liefert das Schweizer Obligationenrecht: In bestimmten Fällen ist eine sogenannte ausserordentliche Kündigung möglich. Wichtig ist jedoch, die Voraussetzungen genau zu kennen – denn nicht jeder nachvollziehbare Wunsch reicht aus, um sich sofort vom Vertrag zu lösen.
Ausserordentliche Kündigung: das sagt das Obligationenrecht
Die ausserordentliche Kündigung ermöglicht es Ihnen, einen laufenden Vertrag ohne Einhaltung der vertraglich vereinbarten Kündigungsfrist zu beenden – sofort und aus wichtigem Grund. Rechtsgrundlage dafür ist Art. 337 OR, der grundsätzlich für Arbeitsverhältnisse gilt, aber auf andere Dauerschuldverhältnisse – wie ein Fitnessabo – sinngemäss angewendet wird.
Entscheidend ist, dass die Fortführung des Vertrags nicht mehr zumutbar ist. Der Grund dafür muss schwerwiegend und aussergewöhnlich sein – ein reines Desinteresse am Training oder Motivationsverlust reicht hingegen nicht aus, um eine ausserordentliche Kündigung zu rechtfertigen.
Gültige Gründe für eine ausserordentliche Kündigung des Fitnessstudios
Nicht jeder Wunsch nach Vertragsbeendigung ist automatisch ein Kündigungsgrund. Folgende Situationen gelten in der Regel als anerkannt – vorausgesetzt, sie sind belegbar:
Medizinische Gründe
- Eine schwere Erkrankung oder ein Unfall, die das Training dauerhaft oder über längere Zeit unmöglich machen
Umzug oder Wohnortswechsel
- Ein Umzug in eine Region, in der kein vergleichbares Studioangebot besteht
- Nur dann zulässig, wenn das Training dadurch faktisch nicht mehr möglich ist
Schwangerschaft oder gesundheitlich riskante Situation
- In der Schwangerschaft ist eine ausserordentliche Kündigung möglich, wenn das Studio keine geeigneten Trainingsalternativen bietet
Vertragsverstösse durch das Studio
- Wenn das Studio Leistungen dauerhaft nicht erfüllt, z. durch monatelange Schliessung, mangelhafte Hygiene oder erhebliche Einschränkungen des Angebots
- Wichtig: Solche Vorfälle sollten dokumentiert und schriftlich gemeldet worden sein
Welche Nachweise sind erforderlich?
Ein Fitnessabo ist ein rechtsverbindlicher Vertrag – und wie bei jedem Vertrag gelten bestimmte Spielregeln. Wer ausserordentlich kündigen möchte, muss den Grund dafür auch belegen können. Denn für die Studioleitung ist ansonsten nicht ersichtlich, ob ein Anliegen berechtigt ist oder nicht. Damit Ihre Kündigung rechtlich nachvollziehbar und damit auch wirksam ist, sollten Sie verlässliche und prüfbare Unterlagen einreichen. Je konkreter und offizieller der Nachweis, desto eher wird die ausserordentliche Kündigung akzeptiert.
Was gilt als ausreichender Beleg?
- Ärztliches Attest, das eine Trainingsunfähigkeit aufgrund von Krankheit, Unfall oder Schwangerschaft bestätigt
- Amtliche Meldebestätigung, z. bei einem Umzug an einen Ort ohne erreichbares Studio
- Fotos oder Videoaufnahmen, wenn es um dokumentierte Mängel oder Einschränkungen im Studio geht
- Kopie Ihrer schriftlichen Beschwerde oder E-Mail-Verläufe, falls Sie zuvor versucht haben, das Problem zu klären
- Stellungnahmen Dritter, etwa von anderen Mitgliedern, bei wiederholten Vorfällen im Studio
- Bestätigung des Studios selbst, z. bei angekündigter Schliessung oder Ausfall bestimmter Leistungen
Wie reichen Sie die Kündigung Ihres Fitnessabos korrekt ein?
Auch wenn der Grund für eine ausserordentliche Kündigung nachvollziehbar ist – wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte auf die richtige Form und eine vollständige Dokumentation achten. Das schützt Sie vor Missverständnissen und gibt beiden Seiten klare Orientierung.
Was sollten Sie beim Versand beachten?
- Schriftform: Reichen Sie Ihre Kündigung unbedingt schriftlich ein – idealerweise in einem klar formulierten Brief.
- Einschreiben: Ein Versand per Einschreiben ist empfehlenswert. Damit haben Sie einen Nachweis, dass die Kündigung tatsächlich zugestellt wurde.
- Fristen beachten: Auch bei ausserordentlichen Kündigungen ist es sinnvoll, das Schreiben zeitnah zum Ereignis oder zur Feststellung des Grundes zu übermitteln. Je länger Sie damit warten, desto schwieriger wird die Begründung.
- Dokumente beilegen: Fügen Sie alle Nachweise direkt bei und listen Sie sie im Schreiben auf – etwa mit dem Vermerk „Beilage: Arztzeugnis vom …“.
So schreiben Sie eine rechtssichere ausserordentliche Kündigung
Eine ausserordentliche Kündigung sollte nicht nur gut begründet, sondern auch formal korrekt eingereicht werden. Je klarer und vollständiger Ihr Schreiben ist, desto einfacher ist die Bearbeitung – und desto höher ist die Chance, dass Ihr Anliegen akzeptiert wird.
Achten Sie darauf, folgende Punkte unbedingt im Schreiben zu nennen:
- Ihre vollständigen Kontaktdaten: Name, Adresse, Telefonnummer und E-Mail
- Vertragsnummer oder Mitgliedsnummer: zur eindeutigen Zuordnung Ihres Anliegens
- Datum der Kündigung: also der Tag, an dem Sie das Schreiben verfassen
- Begründung der Kündigung: möglichst knapp, aber nachvollziehbar
- Verweis auf die ausserordentliche Kündigung: z. gemäss Art. 404 OR (bei wichtigen Gründen)
- Auflistung der Nachweise: z. Arztzeugnis, Umzugsbestätigung etc.
Bitte um Bestätigung: Bitten Sie schriftlich um die Rückmeldung und Beendigung des Vertrags
Muster: Ausserordentliche Kündigung Ihres Fitnessvertrags
[Vorname Name]
[Strasse, Nr.]
[PLZ Ort]
[Name des Fitnessstudios]
[z. Hd. der Studioleitung]
[Strasse, Nr.]
[PLZ Ort]
Ort, Datum
Ausserordentliche Kündigung meines Fitnessstudiovertrags
Sehr geehrte Damen und Herren
Hiermit kündige ich meinen Vertrag mit Ihrem Studio ausserordentlich und mit sofortiger Wirkung. Der Grund dafür ist [z. B. eine längerfristige Erkrankung / ein Wohnortswechsel / eine ärztlich attestierte Unmöglichkeit der weiteren Nutzung].
Als Nachweis lege ich diesem Schreiben [z. B. ein ärztliches Attest / eine Meldebestätigung] bei.
Bitte bestätigen Sie mir schriftlich den Erhalt meiner Kündigung sowie das Datum der Vertragsbeendigung. Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis und bitte um eine unkomplizierte Abwicklung.
Freundliche Grüsse
[Unterschrift, bei Briefversand]
[Name in Druckbuchstaben]
Kann auch das Studio ausserordentlich kündigen?
Nicht Kunden haben das Recht auf eine ausserordentliche Kündigung – auch das Fitnessstudio kann diesen Schritt gehen. Zwar geschieht das eher selten, doch in bestimmten Fällen ist eine sofortige Vertragsauflösung auch von Seiten des Anbieters möglich und rechtlich zulässig.
Der wichtigste Grund: Schwerwiegende Vertragsverletzungen durch das Mitglied. Das betrifft nicht einfache Verstösse gegen Hausregeln, sondern wiederholtes oder grob vertragswidriges Verhalten, das das Miteinander im Studio oder den Betrieb selbst beeinträchtigt.
Typische Gründe für eine ausserordentliche Kündigung durch das Fitnessstudio sind:
- Wiederholte Nichtzahlung der Beiträge, trotz Mahnungen
- Beleidigung, Bedrohung oder tätliche Angriffe gegenüber Mitarbeitenden oder anderen Mitgliedern
- Mutwillige Sachbeschädigung im Studio (z. an Geräten oder Einrichtung)
- Verstösse gegen die Hausordnung, wenn diese massiv oder wiederholt vorkommen
- Missbrauch des Mitgliedsausweises, etwa durch Weitergabe an Dritte
Auch hier gilt: Das Studio muss das Verhalten in der Regel dokumentieren und eine Abmahnung ausgesprochen haben – es sei denn, der Vorfall ist so gravierend, dass eine sofortige Kündigung zumutbar ist.
Tipp: Fitnessstudios selbst profitieren in solchen und vielen andere Fällen von einer Mitgliedschaft in einem Branchenverband wie Swiss Active. Sie können sich hier mit anderen Akteuren austauschen und gemeinsam überlegen, wie Sie mit Themen wie einer ausserordentlichen Kündigung des Fitnessabos umgehen-
Kulanz statt Konflikt: Welche Lösungen viele Studios freiwillig anbieten
Nicht immer muss eine ausserordentliche Kündigung der einzige Weg sein. Viele Fitnessstudios zeigen sich verständnisvoll und bieten freiwillig Lösungen an – auch wenn sie rechtlich nicht dazu verpflichtet sind. In solchen Fällen lohnt es sich, das Gespräch zu suchen, bevor Sie sich auf eine juristische Auseinandersetzung einlassen. Achten Sie am besten schon bei der Auswahl Ihres Studios auf Qualitätskriterien wie eine offizielle Zertifizierung, die auch einen ethisch korrekten Umgang des Studios mit seinen Mitgliedern bescheinigt.
Typische Kulanzlösungen sind:
- Vertragsruhe: Ihr Vertrag wird für einen bestimmten Zeitraum pausiert – zum Beispiel bei Krankheit, Schwangerschaft oder einem Auslandsaufenthalt. Die Laufzeit verschiebt sich dann entsprechend.
- Vertragsübertragung: In einigen Fällen dürfen Sie Ihre Mitgliedschaft auf eine andere Person übertragen – etwa bei einem Umzug oder wenn sich die Lebensumstände ändern.
- Kulanzkündigung: Auch wenn kein klarer wichtiger Grund vorliegt, zeigen sich manche Studios kulant und beenden den Vertrag vorzeitig. Dies ist allerdings immer eine Einzelfallentscheidung.
Unser Tipp: Erklären Sie Ihre Situation offen und freundlich. Viele Studios sind eher bereit, gemeinsam eine Lösung zu finden, wenn der Ton stimmt und Sie mit einem nachvollziehbaren Anliegen auf sie zugehen.
©swiss active – Auf Kopieren oder anderweitiges Vervielfältigen wird mit rechtlichen Schritten reagiert.
Autor
Name: Andres Malloth
Beruf: Projektleiter, Content Creator, Trainer
Website: Sport Mental Akademie
Motto: Als Trainer & Coach möchte er sein Know-how als ehemaliger Profisportler an unsere Kunden weitergeben, damit auch sie ihre gesteckten Ziele erreichen können. Durch seine Erfahrung als Fussballprofi weiss er ganz genau, was es benötigt, um erfolgreich zu sein. Auf Ziele fokussiert hinzuarbeiten, um im entscheidenden Moment seine persönliche Spitzenleistung abrufen zu können, gehört zu Andres Stärken. Mit der Sport Mental Akademie hat er die perfekte Plattform gefunden, mit welcher er seine w1nner Mentalität teilen kann. Dank seiner körperbewussten und positiven Lebenseinstellung, bereitet es ihm grosse Freude, unsere Kunden zu inspirieren und sie bei ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen.